Wiedervernässung im Gundelfinger Moos

23. Juli 2024

Wiedervernässung im Gundelfinger Moos
Wiedervernässung im Gundelfinger Moos

Ein neuer Anfang für das Gundelfinger Moos – Wiedervernässung und Flurneuordnung zum Schutz der Natur, des Klimas und zur Sicherung der Landwirtschaft

Das Gundelfinger Moos blickt in eine vielversprechende Zukunft: Jetzt starten umfangreiche Maßnahmen zur Wiedervernässung dieses wertvollen Niedermoorgebiets.

In einem ersten Schritt werden über eine Flurneuordnung über das Amt für Ländliche Entwicklung Schwaben möglichst viele öffentlichen Flächen in die Kernzone der Wiedervernässung gelegt. Eigentümer privater Flächen wird ein Tauschangebot gemacht oder erhalten angemessene Ausgleichszahlungen. Diese flexiblen Optionen berücksichtigen die Rechte der Eigentümer. Die Stadt Gundelfingen als größter öffentlicher Flächeneigentümer, der Land-kreis Dillingen, der Bezirk Schwaben und der Landesbund für Vogelschutz wie auch die Gemeinden Gundremmingen, Lauingen und Nersingen stellen hierfür umfassend Flächen bereit.

Die geplanten Maßnahmen werden von der Regierung von Schwaben und der Arbeitsgemeinschaft Schwäbisches Donaumoos (ARGE Donaumoos) gemeinsam umgesetzt. Ziel ist, die Artenvielfalt zu fördern, der CO₂-Emissionen zu reduziert und wertvolle Lebensräume zu bewahren. Die Projekte werden durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und das Bayerische Umweltministerium gefördert.

Aktuell wird das Gundelfinger Moosvorwiegend extensiv landwirtschaftlich genutzt und bietet eine eindrucksvolle Kulisse als wertvolles Landschaftselement der Region. Die geplante Wiedervernässung soll den Wasserspiegel im Torf anheben, um den Torfboden zu stabilisieren und die natürliche Feuchtigkeit im Gebiet wiederherzustellen. Im gesamten Projektgebiet wird eine angepasste, extensive landwirtschaftliche Nutzung weiterhin ermöglicht. So kann beispielsweise die Weidehaltung fortgeführt und ausgeweitet werden. Flächen in den äußeren Bereichen des Moores können darüber hinaus wie bisher landwirtschaftlich genutzt werden. Ein Rahmen-vertrag sichert die Interessen der Landwirte. Der mit dem Bayerischen Bauernverband abgestimmte Vertrag berücksichtigt bei projektbedingten Ernteausfällen in den Pufferzonen des Moors eine angemessene Entschädigung. Diese orientiert sich an den offiziellen landwirtschaftlichen Schätzrichtlinien. Eine Schätzkommission ist zur Ermittlung und Abwicklung der Entschädigungsansprüche zuständig. „Für eine erfolgreiche Umsetzung muss die Landwirtschaft aktiv eingebunden sein, denn nur gemeinsam können wir die Ziele erreichen und das Moos als Lebensraum und Kulturlandschaft be-wahren,“ betont Dr. Rehm, Geschäftsführer der ARGE Donaumoos.

Die frühzeitige Einbindung der Landwirtschaft schaffte eine Akzeptanz. Eine projektbegleitende Arbeitsgruppe unter der Leitung von Georg Stark, Landwirt und ehemaliger Ministerialrat im Landwirtschaftsministerium, hat von Beginn an die Belange der Landwirtschaft in das Vorhaben eingebracht und so eine konstruktive Zusammenarbeit mit den Landwirten sichergestellt. Dieser offene Dialog beseitigte Ängste und Bedenken und erzielte, wo erforderlich, Kompromisse hinsichtlich der Interessen der landwirtschaftlichen Be-triebe und den Zielen des Naturschutzes. So konnten auch Bedenken der Gundelfinger Gärtner und Gartenbauzentrale weitgehend ausgeräumt werden. Die Wiedervernässung des Gundelfinger Mooses umfasst den Rückbau von Entwässerungsgräben und die Schaffung von Wasserrückhaltezonen. Wodurch der Torfkörper feuchtgehalten wird. Ein zentraler Aspekt ist die kontinuierliche Überwachung des Wasserstands über Pegel, um sicher-zustellen, dass umliegende landwirtschaftliche Flächen und angrenzende Grundstücke nicht unbeabsichtigt beeinflusst werden. Die die Wassermengen werden regelmäßig kontrolliert und alle Maßnahmen mit Rücksicht auf alle Beteiligten durchgeführt.

Neben dem Schutz der Natur und des Klimas ist die Wiedervernässung ein aktiver Beitrag zur Kohlenstoffbindung. Moore sind bedeutende Kohlen-stoffspeicher, und ihre Wiedervernässung trägt erheblich dazu bei, die Freisetzung klimaschädlicher Gase zu reduzieren. Ein stabiler, feuchter Torfkörper kann seine Funktion als Kohlenstoffsenke erneut ausüben und langfristig zum Klimaschutz beitragen. Die Maßnahme schafft darüber hinaus wertvollen Lebensraum für zahlreiche seltene Tier- und Pflanzenarten, darunter boden-brütende Vögel wie die Bekassine und den Großen Brachvogel sowie Insekten und Amphibien. „Wir freuen uns auf die positiven Effekte in den kommenden Jahren und darauf, das Gundelfinger Moos zu einem bedeutenden Beitrag für Natur und Klima in unserer Region zu machen,“ so Dr. Rehm.

Die Einbindung der Öffentlichkeit spielt eine wesentliche Rolle im Projekt. Die ARGE Donaumoos informiert regelmäßig über den Fortschritt und plant, das Gebiet für Besucher weiterhin zugänglich zu halten, um das Bewusstsein für die Bedeutung von Mooren und Feuchtgebieten zu fördern – denn wie Regierungspräsidentin Barbara Schretter bei einem Besuch im Schwäbischen Donaumoos betonte: „Man schützt nur das, was man kennt.“